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06.01.22

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Bruyère

Bei Bruyère handelt es sich um eine knollenförmige Verdickung zwischen Stamm und Wurzel der im Mittelmeerraum beheimateten Baumheide (Erica Arborea). Diese bis zu drei Meter hohe Pflanze ist nicht kultivierbar. Lieferanten dieses seltenen Rohstoffs suchen in der wilden Macchia nach erntbaren Pflanzen, deren Wurzelholz erst nach 25 Jahren über eine zur Ernte geeignete Größe verfügt. Botaniker vermuten, daß die Pflanze die Verdickung ausbildet  um in der Trockenzeit einen Wasserspeicher zur Verfügung zu haben. Eine erntbare Bruyèreknolle hat einen Durchmesser von 40 Zentimetern und mehr, wobei große Teile der Knolle oftmals nicht verwertbar sind, da Würmer, eingeschlossene Steine oder manchmal auch Brandschäden ihre Spuren hinterlassen haben.  Korsisches und algerisches Bruyère sind von sehr guter Qualität, aber auch griechische und spanische Hölzer haben einen guten Ruf.  

Verarbeitung

Die Bruyèreknolle wird dann in der Sägemühle zu Blöcken zurechtgeschnitten, den sogenannten Ebauchons. Diese werden dann nach verschiedenen Qualitätsstufen, Maserungen und Größen sortiert, bzw. von den Coupeuren nach Kundenwunsch zurechtgeschnitten. Die Kanteln werden dann gekocht, um das Wachstum der Keimfasern zu stoppen, im Holz befindliches Ungeziefer abzutöten und den Eigengeschmack des Holzes zu neutralisieren. Später werden die Ebauchons einem weiteren längeren Trocknungsprozess unterzogen. Dabei gibt es die künstliche Schnelltrockung in Wärmekammern oder aber die tradionelle Lufttrocknung.

 

Qualitätsmerkmale

Der Preis einer Pfeife wird maßgeblich durch die Qualität des Holzes bestimmt. Die höchste Qualität weist dabei das an der Außenseite der Knolle befindliche Holz auf, das sogenannte Plateauxholz.  Beim Bearbeiten des Rohmaterials fällt durch Strukturschwächen des Holzes, Spots, Kavernen, wachstumsbedingte Risse oder trocknungsbedingte Fehler ein Ausschuss von bis zu 50 Prozent an. Aus den übrig gebliebenen Hölzern werden wieder ca. 50 Prozent ausgesondert, und nur der Rest eignet sich für hochwertige Pfeifen mit glatten Oberflächen.

Insgesamt gibt es drei Hauptsortierungen, mit jeweiligen Zwischenabstufungen. Je weniger Fehler im Holz und je dichter und schöner die Maserungsverläufe, desto höher ist der Preis der Pfeife. Nur ein kleiner Teil der anfallenden abgedrehten Pfeifenköpfe sind komplett frei von Einschlüssen und können zu kittfreien Pfeifen verarbeitet werden, was sich dann im Preis widerspiegelt.

Begehrt sind im besonderen folgende Maserungen:

  • Birdeye – Die Vogelaugen sind nichts anderes als ein Querschnitt der Fasern
  • Flame Grain – Die Flammenmaserung verläuft schräg von unten nach oben
  • Cross Grain -Die Quermaserung zeigt Vogelaugen, die sich auf beiden Seiten  gegenüber liegen
  • Straight Grains – vertikal verlaufende Maserung, möglichst gerade und dicht
  • Ring grain – Wird eine Straight Grain Pfeife sandgestrahlt wird ein wunderschönes Ringrelief sichtbar.

In der Regel gilt, je heller eine Pfeife ist, desto weniger kann “versteckt” werden. Da fast alle Bruyèrepfeifen kleine Fehler aufweisen ist es unumgänglich Pfeifen zu füllen. Dabei werden mittels eines speziellen Messers oder Fräsers diese Fehler aus dem Holz entfernt und mit einer Füllung versehen. Oftmals werden der Füllung, zwecks einer authentischen Optik noch Anteile von Bruyèrestaub beigemengt. Diese Füllung ist in unterschiedlichen Farbtönen erhältlich, bzw. nimmt als Naturversion den jeweiligen Farbton der späteren Beize an. Da polierte Pfeifen im Laufe des Gebrauchs nachdunkeln, werden diese Kittstellen, da sie sich zumeist nicht einheitlich mitverfärben, nach längerem Gebrauch sichtbarer.

Unter Freehandpfeifenmachern gibt es außerdem die komplizierte Art des Pfropfens. Dabei werden die fehlerhaften Stellen mit kleinen Bruyèrestücken ausgefüllt, die so eingelassen werden, dass sie dem Verlauf der Maserung entsprechen.

Oberflächen

Bei sandgestrahlten Pfeifen werden mittels eines Hochdruckschlauches Sand oder andere feine Materialien (Granulat, Glas…) auf den Pfeifenkopf gestrahlt. Hierbei werden die weichen Teile des Holzes entfernt. Die Oberfläche der Pfeife weist dann eine größere Oberfläche auf und liegt kühler in der Hand.

Es gibt auch sehr teure sandgestrahlten Pfeifen, bei denen die Struktur Rückschlüsse über interessante Maserungsverläufe ermöglicht. Das Verfahren wurde von Alfred Dunhill entwickelt (Shell Briar).

Rustizierte Pfeifen wirken oftmals ein wenig gröber. Die rohen Pfeifenköpfe werden dabei üblicherweise an eine sich schnell drehende Scheibe mit Drähten gehalten, die ebenfalls die weichen Teile aus dem Holz lösen. Maserungsverläufe sind hier nicht mehr zu erkennen.

Einige Pfeifenmacher, meist Handmadespezialisten, rustizieren ihre Pfeifen mit der Hand, indem sie die Pfeifen mit einem Stecheisen oder anderen Gegenständen bearbeiten. Bei semirustizierten oder semisandgestrahlten Pfeifen werden ausschließlich fehlerhafte Stellen bearbeitet, der Rest bleibt glatt.

Wenn Pfeifen große Flächen ohne Maserungen oder viele kleinere Kittstellen aufweisen, bietet es sich an diese farbig zu lackieren. Aber auch schönere Hölzer werden oftmals mit transparenten Farben besprüht bzw. lackiert. Sie werden somit gewissermaßen versiegelt, da diese Art der Oberflächenbehandlung die Pfeifen über lange Zeit attraktiv ausschauen lässt, da lackierte Pfeifen unempfindlicher gegen Lichteinstrahlung sind als gebeizte bzw. polierte Pfeifen. Der Fachliteratur entnimmt man oft, daß durch die Versiegelung der Oberfläche die Pfeifen weniger atmungsaktiv seien, tatsächlich dringt die Feuchtigkeit der Pfeife niemals ganz bis an die Außenfläche sondern dringt lediglich wenige Milimeter in den Kopf ein. Die Feuchtigkeit wird also über die Kopfinnenseite wieder abgegeben. Die große Vielzahl der lackierten Pfeifen macht keinerlei Probleme, in einigen ungünstigen Fällen kann es jedoch durch zu heißes Rauchen zu einer Blasenbildung kommen. Hin und wieder geschieht dies auch, wenn sich noch Bruyerepartikel unter der Oberfläche befanden. In ganz seltenen Fällen dehnt sich das Holz unter der Hitze soweit, daß sich Füllungen heben können.

Mundstücke 

Am Markt etabliert haben sich Acrylmundstücke, die neben der klassisch schwarzen Variante auch in vielen weiteren Farben erhältlich sind. Diese haben den Vorteil, daß sie aufgrund ihrer Lichtunempfindlichkeit ihren attraktiven Glanz behalten und dadurch nahezu keine Arbeit verursachen. Im Gegensatz zu dem bis vor wenigen Jahren noch gängigen Parakautschuk (auch Ebonit genannt), geben diese jedoch wenig nach, sind also relativ hart zu beißen. Viele Pfeifenmacher arbeiten deshalb nach wie vor ausschließlich mit Kautschukmundstücken, da diese wesentlich “bissfreundlicher” sind, obwohl diese unter Lichteinfluss zu gräulich bis grünlichen Verfärbungen neigen, da hierbei Schwefelanteile freigesetzt werden. Diese bedürfen einer regelmässigen Pflege, da sonst auch der Geschmack beeinträchtigt wird.  An der Polierscheibe können die Mundstücke jedoch mittels spezieller Pasten wieder gesäubert werden.

Die einfachste Methode Acryl von Kautschuk zu unterscheiden ist einfaches Reiben am Mundstück. Kautschuk setzt unter Erwärmung den schon oben erwähnten Schwefel frei. Auch an der Art der Bohrung des Ausgangs des Rauchkanals lässt sich auf das verwendete Material schließen: Kautschuk weist in der Regel einen Schlitz auf, bei Acrylmundstücken findet sich in der Mitte des schlitzes ein kleines Loch.

Die sogenannten schwarz/braun marmorierten Cumberlandmundstücke bestehen meist aus Ebonit, dem Farbpigmente zugesetzt werden, sind inzwischen jedoch auch als härtere Acrylvariante erhältlich.

Die Dicke des Bisses ist maßgeblich für einen angenehmen Halt der Pfeife zwischen den Zähnen. Freehandkünstler verwenden viel Zeit auf die Herstellung eines möglichst flachen Bisses.

Serienpfeifen, Handmades und Freehands

Serienpfeifen werden in großen Produktionsstätten an den sogenannten Kopierfräsen hergestellt. Trotz moderner Maschinen fällt jedoch nach wie vor sehr viel Handarbeit an… bohren, füllen, Mundstücke anpassen, verschleifen, lackieren, polieren… um nur einige Arbeitsgänge zu nennen.

Handmades werden zumeist an der Maschine vorgedreht, Übergänge und Variationen jedoch an der Schleifmaschine von Hand ausgeführt.

Freehands werden, wie der Name schon sagt, vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt von Hand gefertigt. Kreativität, handwerkliches Geschick und ein gutes Gespür für Maserungsverläufe, die mit der Form der Pfeife harmonisieren, sind die Voraussetzungen um solche Meisterwerke herzustellen.

Mit Filter oder ohne?

In Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten der 9mm Filter durchgesetzt. 9mm Filter enthalten in der Regel Aktivkohle oder Meerschaumgranulat, darüberhinaus gibt es auch Varianten aus Balsaholz, der nur geringen Zugwiderstand aufweist. Alle Filter haben die Aufgabe Kondensate, Teer und Feuchtigkeit zu absorbieren, Somit kann die Benutzung eines Filters als eine “gesündere” Art des Rauchens betrachtet werden.

Dennoch konnte sich das 9mm Filtersystem bisher nur im deutschsprachigen Raum durchsetzen, denn mit den Vorteilen kommen auch einige Nachteile, da der Filter nicht nur Schad-, sondern auch Geschmacksstoffe absorbiert. Das Rauchen ohne Filter ist ein wesentlich intensiveres Geschmackserlebnis. Weiterhin erhöht der Filter den Zugwiderstand, was schnell zu dem leidigen Thema “Durchbrenner” führen kann. (Siehe Kapitel “Durchbrenner”)